Wo der Müllergeselle träumte
Wer kennt ihn nicht, den Böselstein im Bad Bibraer Flur, der an einen bekannten Müllergesellen und Sohn der Finnestadt erinnert, der 1866 mit 27 jungen Jahren in der Schlacht bei Königsgrätz sein Leben verlor.
Christian Karl Julius Bösel wurde am 07.05.1839 in Groß-Osterhausen bei Eisleben geboren. Bis zum frühen Tod seines Vaters 1850 verlebte er mit seinen 3 Geschwistern eine unbeschwerte Kindheit. Nach dem Realschulabschluß in Halle begann Julius Bösel als 14jähriger bei seinem Bruder Franz das Müllerhandwerk zu erlernen, zu dem er sich brufen fühlte, und das ihn auch nach Bad Bibra ziehen ließ. Bad Bibra trifft nach meinen Informationen nicht zu, da vor dem 01.10.1866 das Haus Nr. 10 in Steinbach der Familie Bösel gehörte.
Seine Arbeit begann beim Bibraer Müllermeister Knoblauch in der Untermühle und führte Bösel während seiner Wanderschaft bis in die Städte Jena, Zeitz, Pegau und Leipzig. Als 21jähriger erhielt er den Gestellungsbefehl zur 8. Kompanie des 32. Infantrieregiments der Garnision Halle, was für den jungen Mann erste Erfahrung mit dem ungeliebten Kasernendrill und Unfreiheit bedeutete. Die folgenden Jahre brachten immer wieder Phasender Unterbrechung im viel lieber ausgeübten Berufsleben, mußte Bösel noch einige Male seine Müllerkluft gegen die Uniform tauschen.
Inzwischen wohnte auch seine Mutter in Bibra (Steinbach), dem Ort, wo er in seinem beruflichen Leben immer wieder willkommen ar und gerne weilte. Eine gute Auffassungsgabe und Lerneifer zeugten von Bösels Interesse für den Mühlenbau und führten ihn dazu, beim Bau der Mühlen von Burgscheidungen und Leubingen maßgeblich mitzuwirken. Diese Profession führte Julius Bösel im November 1864 als Müllerknappe nach Schallenburg in gute Stellung. Er konnte so sein Wissen erweitern und sogar einen Spargroschen von 100 Talern für die später geplante Familiengründung zurücklegen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen, erreichte ihn zum 27. Geburtstag 1866 die verhängnisvolle Order, dass er sich am 11.05. als Landwehrmann in Erfurt bei der 5. Kompanie des 3. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 71 zu melden hatte. Am 09.09. nahm Julius von seiner Familie Abschied und bereits am 09. Juli erhielt die Mutter die Nachricht vom Tod am 03.07.1866 bei Königsgrätz als Held, wo Julius Bösel in fremder Erde beigesetzt wurde.
Einige Jahre später setzten seine Mutter und seine Brüder auf seinem Lieblingsplatz auf dem Bergsporn über Bibra eine Stein als Zeichen der Anerkennung und zum ewigen Gedenken. Fast 80 Jahre wurde der Gedenkstein an Bösels Lieblingsplatz umsorgt und behütet und für das Idyll mit herrlicher Aussicht bürgerte sich bald die Bezeichnung „Böselstein“ bei den Bibraern und Steinbachern ein.
Nach dem 2. Weltkrieg verschwand der Stein plötzlich von seienem Platz und galt bis 1975 als verschollen, bis zwei Bibraer Schuljungen Fragmente des Steines entdeckten und sich gleich an den Heimatforscher und Arzt Dr. K. Kuminek wanden, der sich um den Stein kümmerte bis er 1993 wieder aufgestellt wurde.
„Sein Wunsch war einst, sich hier zu betten.
Auf diesen lichten Bergeshöh’n
sich Vaterland und Thron zu retten,
mußt er hinaus zum Kampfe gehen.
Dort ruht er nun in im fremden Land,
geschieden von den Seinen,
bis einstens des Allmächtigen Hand
uns wieder wird vereinen.“